Meinem zweiten Opa gewidmet, der noch lebt.
Es ist einer dieser verschneiten Wintertage, an denen ich mit meinem Opa Schach spiele. Der Hund liegt mir zu Füßen und seufzt zufrieden. „Wenn du so fährst, dann fahre ich halt so,“ spricht mein Opa und setzt mich Matt. Selbst aufs noch so kurze Spiel folgt eine Analyse der Schachzüge. Opa weist auf die Strategie des Vorausschauens hin, entdeckt aber Müdigkeit in meinen Augen, es waren heute mühsame Stunden in der Schule. Das Sich-In-den-Gegner-Hineinversetzen verlangt Konzentration. Die ist heute weg. Es ist schön, wenn ich mich mal nur auf die schwarz-weißen Felder konzentrieren darf. Der Hund muss hinaus. Und während des Spazierganges denke ich über Schwarz und über Weiß nach. Über die Figur des Königs, der immer nur ein Feld fahren darf und über die Macht der wendigen Dame. Das Männliche ist in diesem Spiel auf die weibliche Kraft angewiesen. Schneeflocken fallen auf meine Nase. Der Hund frisst Schnee und wälzt sich darin. Ich staune über seine Freude und setze mich auf einen Felsen. Sonnenstrahlen durchbrechen die Wolken. Wie ich diese Stille liebe. Ich blende alle Sorgen aus. Zu vieles, was mir wichtig war, habe ich in den letzten Monaten meiner vergangenen Beziehung ausgeblendet. Ich habe nur mehr Schwarz oder Weiß gesehen. Und daher ging es dann zu wie beim Schach, wir wurden zu Gegnern.